Konica Minolta BIZHUB C224E - ein Multifunktionsdrucker im Test

27. Juli 2016

Konica Minolta BIZHUB C224E

Wir haben kürzlich dem Siemens Accessibility Competence Center (ACC) in Paderborn einen Besuch abgestattet, um über den Konica Minolta Multifunktionsdrucker BIZHUB C224E und das dafür geschaffene Accessibility Pack zu berichten. Siemens ACC evaluiert zur Zeit das Gerät und dessen Barrierefreiheit und Gebrauchstauglichkeit. Das Feedback soll Konica Minolta bei der Verbesserung der universellen Zugänglichkeit helfen.

Zunächst haben wir uns das Gerät zeigen und erklären lassen. Anschließend haben wir in einem Kurztest mit einem blinden Probanden zwei Arbeitsabläufe getestet. Der Test hat also lediglich den Charakter einer Stichprobe und hat nicht den Anspruch, gültige Aussagen zur Zugänglichkeit des Geräts zu liefern.

Was kann der Multifunktionsdrucker BIZHUB C224E?

Das Gerät BIZHUB C224E kann A4- oder A3-Dokumente in Farbe drucken, scannen oder kopieren. Eingescannte Dateien lassen sich auf einem USB-Stick oder über das Netzwerk in einem Zielordner auf dem PC abspeichern, per E-Mail versenden oder eben direkt ausdrucken. Eine Zusatzsoftware bietet OCR-Funktionen für die Texterkennung. Das Gerät kann außerdem faxen (auch aus einer PC-Datei heraus).

Nutzer können nach Authentifizierung auch eine persönliche Ablage (hier „User Box“ genannt) auf dem Gerät nutzen, dort häufig gebrauchte Dateien ablegen bzw. ausdrucken. Dateien aus der User Box können auch per E-Mail oder Fax verschickt oder an anderen Orten im Netzwerk abgelegt werden. Möglich ist auch eine zusätzliche Funktion namens Follow-me – damit können Nutzer Ausdrucke von dem Gerät holen, das gerade am nächsten ist. Diese Funktion kann über eine externe Software der Firma YSoft integriert werden.

An der linken Seite des BIZHUB C224E lassen sich bei Bedarf Zusatzmodule für verschiedene Weiterverarbeitungs-Funktionen wie Heften und Lochen montieren.

Exkurs: Unzugängliche Touch-Bedienung

Für blinde und sehbehinderte Menschen ist der Trend zu Geräten ohne echte (also haptische, fühlbare) Tasten erst einmal ein Problem. Konnte man früher einen Drucker haptisch kennenlernen und bedienen, sind nun viele wichtige Bedienelemente in den Touchscreen gewandert. Der Grund dafür ist vor allem die Preisersparnis bei der Herstellung und der späteren Wartung (etwa beim Ersatz von Verschleißteilen). Für Hersteller attraktiv ist sicher auch die Möglichkeit, die Funktionalität über Software-Updates zu erweitern, ohne dass physische Änderungen am Gerät nötig wären.

Während die Touchscreens bei den Smartphones und Tablets seit einigen Jahren über eingebaute Screenreader und Zoom-Funktionen zugänglich wurden, ist dies bei den üblichen Touch-Bedienoberflächen von Bürogeräten ebenso wie bei „weißer Ware“ – also Herden, Kühlschränken und Waschmaschinen – in der Regel nicht der Fall.

Die Touch-Bedienung des BIZHUB C224E mit dem Accessibility Pack

Konica Minolta hat nun mit dem BIZHUB C224E einen Schritt in die richtige Richtung getan und weitere sollen folgen. Das Gerät wird im Wesentlichen über einen etwa 14 x 24 cm großen Touchscreen im Querformat bedient. Rechts davon gibt es außerdem einen physischen Nummernblock.

Vergrößerte Bedienelemente für sehbehinderte Nutzer

Ausgelöst durch die Nachfrage eines großen Kunden in Frankreich hat Konica Minolta für das Gerät ein Universal Design Accessibility Pack entwickelt. Für sehbehinderte Nutzer ermöglicht das Accessibility Pack die Vergrößerung von Bedienelementen. Da diese nun deutlich größer sind, werden die Funktionen auf mehrere Bildschirme verteilt. Sind für bestimmte Nutzer nur ausgewählte Funktionen erforderlich, lässt sich die Oberfläche auch so konfigurieren, dass nach der Authentifizierung auf dem Standard-Bildschirm nur die benötigten Funktionen angezeigt werden.

Braille-Beschriftung des Touchscreens für blinde Nutzer

Für blinde Nutzer bietet das Accessibility Pack eine elektrostatisch haftende transparente Polyesterauflage, die eine Braille-Beschriftung über den Touchscreen-Grundfunktionen für Kopieren, Scannen und Faxen positioniert. Die Bedienung erfolgt zweistufig: Durch Halten einer großen Modus-Taste „X“ im linken unteren Bildschirmbereich werden die übrigen Bedienelemente inaktiv und können nun mit den Fingern gelesen werden, ohne sie auszulösen. Ist die gewünschte Funktion identifiziert, nimmt der Nutzer den Finger vom X und berührt den Bildschirm an der gleichen Stelle. Die Funktion wird nun ausgelöst.

Braille-Folie auf dem Touchdisplay

Abb. 1: Eine transparente Folie mit Braille-Beschriftung der wichtigen Tasten zum Kopieren: Auswahl Farbe/Schwarz-Weiß, Auswahl des Faches (A4 oder A3) und Art der Ausgabe. Die Folie passt nur zu einem bestimmten Bildschirm. Wenn Nutzer das X links unten halten, können sie die Brailleschrift lesen, ohne bereits die darunter liegende Funktion auszulösen.

Ein Problem dabei: Es gibt zurzeit keine klare akustische Rückmeldung, welche Funktion ausgewählt wurde. Es gibt zwar beim Auswählen der Funktionstasten unterschiedliche Tonsignale, diese sind aber nur schwer unterscheidbar. Fehlermeldungen haben einen besser unterscheidbaren Ton – es kann aber nur erkannt werden, dass es sich um eine Fehlermeldung handelt, nicht jedoch, welche Fehlermeldung angezeigt wird (z.B. Papierfach offen oder Tonerkartusche leer).

Bei dem gewählten Ansatz der statischen Braille-Auflage ist alles, was nicht den beschrifteten Grundfunktionen entspricht, für blinde Nutzer prinzipiell nicht zugänglich. Hierfür wurde die Nutzerauthentifizierung in die Lösung integriert. Meldet der sehbehinderte Nutzer sich am Multifunktionsdrucker mit seiner RFID-Karte an, wird der auf die Funktionen der Folie angepasste Bildschirm geöffnet. Durch versehentliche Fehlbedienungen kann es aber durchaus dazu kommen, dass andere Bildschirme angezeigt werden, für welche die Folie nicht passt. Hier hilft nur der Weg zurück zum Standardbildschirm, am einfachsten über das Ausloggen und erneutes Einloggen.

Für Ende 2016 plant Konica Minolta deshalb eine echte Sprachausgabe, die die transparente Braille-Auflage ersetzen kann und auch weitere Funktionen, die zurzeit für blinde Nutzer noch nicht zugänglich sind, voll nutzbar machen wird.

Kippbares Display für mobilitätseingeschränkte Nutzer

Der in der Grundstellung eher horizontale Touchscreen lässt sich vertikal stellen. So ist er für Rollstuhlfahrer besser nutzbar.

Voice Guidance

Nur auf Englisch und nicht im europäischen Markt verfügbar ist bislang die Sprachsteuerung (Voice Guidance). Die geplante Sprachausgabe (siehe unten) soll diese Lösung ersetzen und dann schrittweise in den europäischen Sprachen ausgerollt werden.

Smartphone-Apps

Es gibt zwei verschiedene Apps (kostenlos in Apples iTunes Store bzw. Googles Playstore verfügbar):

  1. Bizhub RemoteAccess: Hauptsächlich für die Fernwartung gibt es eine Smartphone-App, die das Touch-Display des Gerätes dupliziert, aber bislang nicht barrierefrei ist.
  2. PageScope Mobile: Mit dieser App kann vom Smartphone aus gedruckt werden und eingescannte Dokumente können auf dem Smartphone empfangen werden. Diese App ist bisher ebenfalls nicht barrierefrei.

Handbuch

Das Accessibility Pack bietet auch ein ausführliches A3-Handbuch in Schwarzschrift und überlagerter Punktschrift. Auch mehrere Diagramme zeigen als taktiles Relief mit Legenden in Schwarz- und Punktschrift die Komponenten des Druckers und der Bedienelemente des Touchscreens.

Authentifizierung: Das Drucken vertraulicher Daten

Die Authentifizierung des Nutzers bzw. die Anmeldung am Drucker kann über eine IC-Karte mit kontaktloser RFID-Technologie erfolgen. Der Chip dafür ist auf vielen Ausweisen von Unternehmen vorhanden. Somit kann der Firmenausweis, den man ohnehin mit sich herumträgt, zum mühelosen Einloggen am Gerät genutzt werden. Der Vorteil für blinde und sehbehinderte Nutzer: Wenn man die entsprechende Option bei den Druckereinstellungen ausgewählt hat, wird der Druckauftrag erst dann gedruckt, wenn der Nutzer sich über die IC-Karte am Gerät angemeldet hat, also direkt davor steht – kein anderer hat Zugriff auf den möglicherweise vertraulichen Ausdruck.

Verwaltung und Konfiguration

Über eine Webschnittstelle lässt sich das Multifunktionsgerät umfangreich verwalten und konfigurieren. Der Screenshot gibt einen Überblick über die einstellbaren Parameter.

BIZHUB 224E Weboberfläche für die Verwaltung und Konfiguration

Abb.2: Die Weboberfläche für die Verwaltung und Konfiguration des BIZHUB C224E enthält zahlreiche Datenpunkte zum Betrieb und vielfältige Konfigurationsmöglichkeiten. Die Hauptbereiche sind Wartung, Systemeinstellungen, Sicherheit, Benutzer-Authentifizierung, Netzwerk, User Box, Drucker, Zielregistrierung, Fax Assistent und Anpassen.

Kurztests

In zwei Kurztests haben wir zusammen mit dem Siemens Accessibility Competence Center in Paderborn die Nutzbarkeit des BIZHUB C224E mit einem blinden Probanden erprobt.

Die erste Testaufgabe bestand darin, zwei A3-Doppelseiten aus einer Zeitschrift einzuscannen und im Anschluss beidseitig auszudrucken, die zweite Testaufgabe war, ein Fax zu senden.

Aufgabe 1: Scannen und beidseitiges Drucken

1. Anmelden

Die Aufgabe begann mit dem Einloggen über die RFID-Karte. Hier kommt als Bestätigung nur ein Piepton – eine Sprachausgabe des jeweiligen Nutzers (ID oder hinterlegter Name) wäre evtl. aussagekräftiger.

2. Wahl der Doppelseite (mit sehender Hilfe)

Ein Artikel auf zwei Doppelseiten wurde von einer sehenden Assistenz ausgewählt.

3. Anlegen der Scanvorlage

Das Anlegen der Seite auf der Glasplatte war unproblematisch. Es zeigte sich allerdings ein Time-out-Problem: Bei Inaktivität von über einer Minute (in dieser Zeit wurde mit der Vorlage hantiert) wird der Nutzer automatisch wieder ausgeloggt. Ein erneutes Einloggen war notwendig. Die Time-out-Dauer lässt sich allerdings bei der Vorinstallation je nach Kundenwunsch konfigurieren.

4. Auswahl der Funktion Farbe

Die Modus-Taste, das große X, das gehalten werden muss, um die richtige Taste über die Brailleschrift auf der transparenten Folie zu erfühlen, war dem Nutzer bereits bekannt.

Die Identifizierung der Funktion Farbe war über die Braille-Beschriftung möglich, ein erneutes Tippen auf dieselbe Stelle nach Loslassen der X-Taste stellte das Gerät wie gewünscht auf Farbe.

Auch die Zuordnung der Fächer 1 (für A4) und 2 (für A3) war dem Nutzer bereits bekannt, dennoch gelang die Einstellung nicht beim ersten Versuch und wurde erneut vorgenommen.

5. Scan starten

Der Scanvorgang wurde problemlos ausgelöst. Die einzige Rückmeldung ist das Gerätegeräusch beim Scannen.

6. Einstellen der Auflage (Anzahl der Ausdrucke)

Beim Einstellen der Auflage (Anzahl der Ausdrucke) kam es zu einer Verwechslung mit der Anzahl der Originale. Diese wurde auf drei gestellt, erwartet wurden aber drei Ausdrucke. Die Auflage muss jedoch vor Beginn der Scan-Aktion eingegeben werden.

Das Gerät wartete nun noch auf Original 2 und 3. Der Nutzer ging über Abbrechen zurück zum Anfang. Dies zeigt natürlich nicht ein Problem der Zugänglichkeit, sondern gehört in den Bereich der allgemeinen Usability. Ob ein anderer Prozessablauf hier einfacher wäre, sollte in diesem Test nicht ermittelt werden. Es ist wohl sinnvoll, einen Hinweis zum Prozessablauf im Benutzerhandbuch einzufügen.

Beim zweiten Versuch gelang der beidseitige Ausdruck der eingescannten Vorlage.

2. Aufgabe: Fax mit seitlichem Einzug

1. Dokument auflegen (mit sehender Hilfe)

Hier war die falsche Seite oben – der entsprechende Hinweis kam von einem sehenden Kollegen.

2. Ausrichtung

Beim Einfüttern des zu faxenden Dokuments hatte der Proband zunächst die Erwartung, dass die Kopfseite des Dokuments eingezogen wird, wie es bei einem zuvor häufig genutzten Gerät der Fall ist. Bei dem Minolta Multifunktionsgerät ist der Einzug nun aber seitlich.

3. Fax-Funktion wählen

Die Auswahl der Fax-Funktion über die Braille-Beschriftung der Folienauflage gelang ohne Probleme.

4. Fax-Nummer eingeben

Das Eingeben der Faxnummer erfolgte über den physischen Nummernblock und gelang problemlos. Das Fax wurde von einem Faxgerät in einem anderen Büro empfangen.

5. Rückmeldung

Als leicht irritierend wurde vom Nutzer empfunden, dass es keine akustische Rückmeldung beim Faxen gibt, wie dies bei älteren, traditionellen Faxgeräten über die DTMF-Töne (DTMF = Dual Tone Multiplexed Frequency) geschieht. Am Ende der Übertragung erfolgt allerdings ein Piepton, dessen Lautstärke sich anpassen lässt.

Weitere Informationen

Mehr Infos zum Universal Design bei Konica Minolta finden sich auf folgenden Webseiten: