Skype im Test

23. August 2016

Nutzer mit Headset vor Skype-Bildschirm

2003 führte Skype Technologies den Instant-Messaging-Dienst Skype ein. Dieser etablierte sich schnell und ist inzwischen eines der am weitesten verbreiteten Kommunikations-Werkzeuge überhaupt. Skype unterstützt IP-Telefonie, Instant-Messaging, Dateiübertragungen, Videokonferenzen und Screen-Sharing.

Auch viele blinde und sehbehinderte Menschen nutzen Skype am Arbeitsplatz und privat. Wie zugänglich ist der Dienst? Diese Frage wollten wir beantworten.

Was haben wir getestet?

Skype ist für sämtliche gängigen Plattformen verfügbar. Um den Testumfang handhabbar zu halten, haben wir unseren Fokus auf die verbreitetsten Konfigurationen am Arbeitsplatz gelegt. Vor diesem Hintergrund haben wir die folgenden Programme und Apps untersucht:

  • Den Skype-Client für Desktop-PCs mit Windows, Version 7.24.85
  • Die Skype-App fürs iPhone, Version 6.17.1
  • Die Skype-App für Android, Version 7.05

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse

Die Desktop-Version von Skype ist weitgehend barrierefrei, mit kleinen Einschränkungen während des Installations- und Registrierungsprozesses. Dies sind die wichtigsten Hinweise und Kritikpunkte:

  • Wir empfehlen, bei der Desktop-Version die erleichterte Bedienung einzuschalten und die Ansicht auf "Geteiltes Fenster" umzustellen. Ohne diese Option ist die Bedienung für Screenreader-Nutzer unübersichtlich.
  • Bei der Desktop-Version sollte im Registrierungsprozess auf www.skype.de das Audio-CAPTCHA verbessert werden oder besser noch das CAPTCHA ganz durch eine andere zugänglichere Methode der Überprüfung ersetzt werden. Zur Zeit bleiben Screenreader Nutzer am schlecht verständlichen Audio-CAPTCHA hängen.
  • Optische Nutzer mit Seheinschränkung müssen bei der Skype Desktop-Version an einigen Stellen wahrscheinlich behance Hilfsmittel hinzuziehen. Die Standardschriftgröße ist nämlich relativ klein und an vielen Stellen sehr feinlinig. Gleiches gilt für viele Bedienelemente. Es gibt zwar in den Einstellungen eine Option zur Schriftanpassung, diese greift jedoch leider nur im Chatfenster und schafft daher keine wirkliche Abhilfe.
  • Der Kontrast der meisten Bedienelemente ist zu gering. Der Kontrast der Schrift ist hingegen an den meisten Stellen ausreichend, wenn auch leider nicht überall.

Die mobilen Skype-Versionen (iOS und Android) sind für Screenreader-Nutzer weitgehend barrierefrei. Die wichtigsten Kritikpunkte betreffen die visuelle Nutzung durch sehbehinderte Menschen:

  • Die meisten Bedienelemente sind zu klein, ebenso auch die Standardschriftgröße.
  • Systemseitige Vergrößerungen greifen nicht oder nur unzureichend.
  • Die Kontraste der Bedienelemente zu Hintergrund sind fast durchgehend zu niedrig. Lediglich im aktiven Anrufbildschirm sind sie ausreichend.
  • Der Schriftkontrast ist sehr heterogen. Solange die Schrift dunkel bleibt, reichen die Kontraste. An vielen Stellen jedoch findet sich schlecht sichtbarer hellgrauer oder farbiger Text auf weißem Hintergrund.
  • Schön wäre es, wenn man bei der Android-Version Anrufe mit Kurzgesten annehmen oder ablehnen könnte, statt mit Wischgesten zu den Tasten navigieren zu müssen. In der iOS-Version funktioniert das und vereinfacht die Bedienung.

Wie haben wir getestet?

Skype für Desktop-PCs wurde mit den Betriebssystemen Windows 7 und Windows 10 64 Bit sowie mit den Screenreadern JAWS Version 17.0.2211.400 und NVDA 2016.2 getestet. Außerdem wurde die Braillezeile „Braillex“ von Papenmeier benutzt.

Die mobilen Skype-Apps wurden mit einem iPhone 5c unter iOS 9.3.2 und einem Moto-E unter Android 5.1 Lollipop getestet. Zusätzlich kam die Focus 40 Blue Braillezeile zum Einsatz. Um die Braillezeile unter Android nutzen zu können, wurde auf dem Moto-E zusätzlich die App „BrailleBack“ installiert.

Folgende Funktionen haben wir geprüft:

  • Den Download auf „skype.de“ bzw. in den App-Stores
  • Die Installation der Windows-Desktop-Version
  • Die Registrierung eines Nutzerkontos und den Login mit diesem Konto
  • Die Skype-Oberfläche allgemein
  • Das Hinzufügen von Kontakten
  • Die Chat-Funktion
  • Die Anruf-Funktion
  • Die Einstellungen

Die Ergebnisse im Detail

Download

Der Download auf skype.de für die Desktop-Version sowie der Download in den App-Stores ist barrierefrei.

Installation der Desktop-Version

Der Installationsprozess weist für Screenreader-Nutzer eine Reihe von Mängeln auf. So lässt sich der Willkommenstext nicht über die Tabulator-Taste oder Pfeiltasten fokussieren, sondern nur mit Hilfe des virtuellen Maus-Cursors lesen.

Versucht man, mit der Enter-Taste die Optionen oder die Links zu den Datenschutz- und Nutzungsbedingungen zu aktivieren, springt der Fokus immer zum Punkt "Ich Stimme zu - Weiter". Stattdessen kann man die Punkte aber mit der Leertaste anwählen. Nach Aktivierung öffnet sich der Browser unbemerkt im Hintergrund. Diese Veränderung wird weder vom Screenreader JAWS noch von NVDA angesagt. Erst durch Drücken der Tastenkombination "Alt+Tab" bekommt man das geöffnete Browserfenster mit.

Unter Weitere Optionen sollten die Optionen Bing-Suche und MSN als Startseite deaktiviert werden, sonst werden Browsereinstellungen ohne Zustimmung des Nutzers geändert. Der Erklärungstext zu den beiden Optionen lässt sich hier fokussieren. Unpraktisch ist, dass es keine Zurück-Taste gibt. So kann man den Speicherort nicht nachträglich ändern oder eine Option deaktivieren.

Registrierung und Login

Damit Skype genutzt werden kann, muss man sich registrieren und ein Nutzerkonto anlegen. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten. Es kann ein Microsoft-Konto oder ein Skype-Konto erstellt werden. Der Vorteil eines Microsoft Kontos ist, dass man (wie bei Google) mehrere Dienste  mit den gleichen Zugangsdaten nutzen kann. Es gibt auch die Möglichkeit, sich mit einem Facebook-Account anzumelden.

Beim Registrierungsvorgang gibt es Unterschiede zwischen der Desktop-Version und den App-Versionen. So kann man sich mit der Desktop-Version nicht direkt über den Skype-Client registrieren. Stattdessen wird auf die Skype-Website weitergeleitet. Die Registrierung ist in den ersten Schritten barrierefrei. Visuelle Nutzer müssen eventuell die stellenweise recht kleine Schrift vergrößern. Kurz vor dem Abschluss werden Nutzer mit einem CAPTCHA konfrontiert, das zumindest auch eine Audio-Alternative hat. Für sehende Nutzer ist das Bild schwer zu erkennen. Auch die Audio-Alternative ist schwer zu verstehen. Zudem werden die Inhalte des Codes auf Englisch vorgelesen. Störend ist auch, dass bei der Nutzung mit Screenreadern der Cursor nach Anklicken des Audio-Codes nicht sofort ins zugehörige Eingabefeld springt, damit man sofort losschreiben kann. Anders bei der Bildversion: Dort springt der Cursor automatisch ins Eingabefeld.

Beim Login kann man sich nach Eingabe des Kennworts mit JAWS nicht direkt über die Enter-Taste anmelden. Nach Fokussieren der „Anmelden“-Taste funktioniert es aber einwandfrei. Mit NVDA hingegen kann man schneller anmelden.

Bei der Nutzung der Smartphone-Apps für iOS und Android kann man sich direkt registrieren. Dabei ist die Registrierung bei beiden Versionen barrierefrei. Bei Android sind Registrierung und Login mit einer Braillezeile allerdings nicht zu empfehlen, weil die Zeile immer in den Textfeldern hängen bleibt und es keine Möglichkeit gibt, mit den Navigationstasten der Zeile heraus zu navigieren. Bei iOS wurde die verwendete Zeile Focus 40 Blue problemlos bei allen erforderlichen Aktionen unterstützt.

Programm-Oberfläche

Desktop-Version

Die Desktop-Version von Skype wirkt nach dem ersten Start für Screenreader-Nutzer sehr unübersichtlich, weil alle Bedienebenen wie Kontaktliste, Konversationsliste, Chat etc. in einem einzigen Fenster angezeigt werden. Für eine effiziente nichtvisuelle Nutzung ist es empfehlenswert, unter Anzeige (Alt+N) die Ansicht auf Geteiltes Fenster umzustellen. (Mehr zu dieser Ansicht weiter unten im Abschnitt "Chat".) Damit die Screenreader-seitigen Tastenkombinationen unterstützt werden, sollte man in den Skype-Einstellungen unter der Registerkarte "Barrierefreiheit" die erleichterte Bedienung aktivieren.

Für die Bedienung stehen dann eine Reihe Skype-eigener Tastenkombinationen bereit. Mit "STRG+1" und "STRG+2" kann man zum Beispiel schnell zwischen Kontakten und laufenden Konversationen wechseln. Mit "STRG+H" gelangt man zur "Skype Home"-Ansicht. Das Menü lässt sich vollständig durch die Tastatur steuern. Klickt man sich mit der Tab-Taste durch die Skype-Oberfläche, kommen weitere Optionen zum Vorschein. So kann zum Beispiel der Status geändert oder eine persönliche Nachricht hinterlegt werden. Die persönliche Nachricht wird allen Kontakten zum zugehörigen Namen angezeigt bzw. angesagt. Alle Optionen lassen sich auch über die Alt-Taste im Menü erreichen.

Um Skype komplett in den Hintergrund zu verbannen, sollte in den Skype-Einstellungen unter der Registerkarte "Erweitert" die Option "Skype in der Taskleiste anzeigen" deaktiviert werden. Ist die Option deaktiviert, lässt sich das Skype-Fenster mit der Tastenkombination Alt+F4 schließen.

Sehbehinderte Nutzer, die Skype auf dem Desktop visuell nutzen, müssen wahrscheinlich Hilfsmittel wie eine Bildschirmlupe, Kontrastmodi oder eine generelle Vergrößerung aller Bildschirmelemente verwenden. Die Standardschrift ist mit 10-11 Punkten nicht nur relativ klein, sondern zudem sehr dünn. Skype bietet zwar eine Anpassungsmöglichkeit für Schriftgröße und Schriftart, diese greift allerdings nur für das Chat-Fenster.

Immerhin ist der Schriftkontrast an den meisten Stellen ausreichend. Die grafischen Buttons für Bedienelemente sind lediglich für die wichtigsten Funktionen wie "Anrufen" oder "Neue Gruppe erstellen" ausreichend groß. Andere wichtige optische Elemente wie der Online-Status eines Kontakts oder die Buttons zum Versenden von Dateien fallen jedoch zu klein aus. Außerdem ist der Kontrast zwischen den hellblauen oder grauen Bedienelementen und dem hellen bis weißen Hintergrund zu niedrig. Im Anrufbildschirm ist dies aufgrund des dunklen Hintergrunds etwas besser, aber auch hier sind die Kontraste stellenweise zu niedrig.

Mobile Version (iOS und Android)

Bei den Skype-Versionen für iOS- und Android-ist die Oberfläche sehr aufgeräumt. Sie nutzt mehrere Tabs, allerdings nicht systemübergreifend einheitlich. iPhone-Nutzer finden die Tabs "Kürzlich verwendet", "Kontakte", "Telefone anrufen" und "Mein Profil". Bei Android sind es nur drei Tabs, "Konversationen", "Kontakte" und "Kürzliche Anrufe". Alle anderen Optionen sind im Hauptmenü versammelt.

Für sehbehinderte Nutzer weisen beide Mobilversionen leider viele potentielle Barrieren auf. Die Standardschriftgröße beim iPhone ist mit 6-8 Punkten viel zu klein, beim verwendeten Android-Gerät Moto-E sieht es mit 7-9 Punkten nur unwesentlich besser aus. Auch die primären Bedienelemente sind fast alle zu klein. Groß genug sind bei beiden Plattformen lediglich die Elemente im aktiven Anrufbildschirm, sowie einige Tasten an eher unwichtigen Stellen. Systemeigene Einstellungen zur Schrift- und Elementvergrößerung greifen bei iOS gar nicht, bei Android wird zwar die Schrift vergrößert, jedoch nicht ausreichend.

Der Schriftkontrast ist uneinheitlich: an manchen Stellen reicht er aus, an anderen nicht. Die Kontraste zwischen den hellblauen oder grauen Bedienelementen und dem hellen bis weißen Hintergrund sind fast durchgängig zu gering. Die Ausnahme bildet auch hier wieder der aktive Anrufbildschirm. Systemeigene Kontrastmodi greifen sowohl bei iOS als auch bei Android.

Abb. 1: Bildschirm-Ansichten der Skype-Kontaktliste. Links die Windows-Desktop-Version, in der Mitte das iPhone und rechts das Moto-E (Android).

Kontakte hinzufügen

Bei der Desktop-Version gibt es mehrere Möglichkeiten, einen Kontakt hinzuzufügen. Über der Kontaktliste ist ein Suchfeld, in dem sowohl vorhandene Skype-Kontakte als auch das gesamte Skype-Nutzerverzeichnis durchsucht werden können. Dieses erreicht man auch über die Tastenkombination "Alt+K+K+S". Nachdem der gewünschte Kontakt gefunden ist, muss man eine kleine Nachricht formulieren und kann die Kontaktanfrage absenden. Um eine Kontaktanfrage anzunehmen oder abzulehnen, geht man unter Konversationen, wählt den entsprechenden Kontakt aus und wählt dann Annehmen oder Ablehnen.

Bei der iOS-Version lassen sich die Kontakte in alphabetischer Reihenfolge tabellarisch anzeigen. Wie in der Telefon-App lassen sich Kontakte durch hoch oder runter Wischen scrollen. Kontakte können auch nach Status gefiltert werden. Barrieren finden sich hier nur wenige: So lassen sich die Filterungsoptionen nur durch Rückwärts-Navigieren fokussieren. Auf einzelnen Kontakten stehen über den VoiceOver-Rotor verschiedene Aktionen zur Verfügung. So kann der Kontakt gelöscht, zu Favoriten hinzugefügt oder ein Video- bzw. Audioanruf gestartet werden. Unter "Kontakt hinzufügen" lassen sich Kontakte über die Eingabe von Vor- und Nachnamen, Skype-Namen oder E-Mail-Adresse suchen. Im Gegensatz zur Desktop-Version werden Kontaktanfragen sofort abgeschickt, ohne dass man zwingend eine Nachricht verfassen muss. Auch das Annehmen und Ablehnen ist einfach. Der Gegenüber tippt auf den Kontakt und bestätigt die Anfrage durch Annehmen oder Ablehnen.

In der Android-Version stoßen Screenreader-Nutzer auf keine Barrieren. Kontakte werden in einer Listenansicht angezeigt und lassen sich über den Punkt "Alles durchsuchen" finden. Das Suchfeld gilt sowohl für vorhandene Kontakte als auch für noch nicht hinzugefügte Kontakte. Die Annahme eingehender Kontaktanfragen funktioniert analog zu iOS.

Nicht so gut ist, dass Kontaktanfragen bei beiden Mobil-Versionen nicht als Push-Benachrichtigungen angezeigt werden. Die Anfrage bekommt man erst beim Öffnen der App mit.

Abb. 2: Bildschirm-Ansichten des Skype-Chat-Fensters. Links die Windows-Desktop-Version, in der Mitte das iPhone und rechts das Moto-E (Android).

Chat

Wie bereits erwähnt sollte man als Screenreader-Nutzer der Desktop-Version die Ansicht auf „Geteiltes Fenster“ umstellen. Dadurch wird jeder Chat in einem eigenen Fenster geöffnet, welches man mit "Alt+Tab" schnell ansteuern und mit "Alt+F4" schließen kann. Ist diese Option nicht aktiv, werden alle Elemente und auch die Chat-Nachricht in einem einzigen Hauptfenster angezeigt. Das ist dann sehr unübersichtlich, denn bei dem Kontakt, welcher die Nachricht verfasst hat, wird lediglich ein Ungelesen-Symbol angezeigt. Hier muss man den Kontakt zunächst anklicken, um dessen Nachricht lesen zu können. Hat man jedoch viele Kontakte oder ist gerade nicht am Computer, dann bekommt man das Eintreffen einer Nachricht oft nicht mit.

Es gibt bei beiden Screenreadern einige Tastenkombinationen, um das Chat-Fenster besser steuern zu können. Bei JAWS kann mit der Tastenkombination "STRG+Ziffer 1-0" der Nachrichtenverlauf gelesen werden. Dabei wird die zuletzt eingetroffene oder zuletzt gesendete Nachricht gelesen. Ist man im Chatfenster nicht gleich im Eingabefeld, so kann man mit der Tastenkombination "STRG+Umschalt+E" das Eingabefeld sofort fokussieren. Bei NVDA sind die Tastenkombinationen für den Chatverlauf etwas anders. Mit der Tastenkombination "STRG+NVDA-Ziffer+1-0" kann man sich die Nachrichten vorlesen lassen. Der Nachrichtenverlauf kann auch ohne die Screenreader-seitige Hilfe anvisiert werden. Entweder man navigiert mit der Tab-Taste vorwärts durch die Chat-Optionen, oder rückwärts mit zweimal "Umschalt+Tab". Ist nur die Einzelfenster-Ansicht aktiviert, ist erstere Option sehr mühsam, da alle Optionen in einem Fenster angezeigt werden und es dementsprechend sehr lange dauert, bis man den Verlauf erreicht hat.

Sowohl bei der Desktop- als auch bei der iOS- und Android-Version gibt es direkt unter dem Nachrichtenfeld mehrere Optionen. So kann zum Beispiel ein Kontakt, eine Datei oder eine Videonachricht versendet werden.

Praktisch bei iOS ist, dass Skype-Nachrichten direkt über den Sperrbildschirm beantwortet werden können. Man muss lediglich mit dem Rotor auf Antworten navigieren und doppeltippen. Der Fokus ist gleich im Eingabefeld. Bei Android hingegen können eingetroffene Nachrichten im Sperrbildschirm bei eingeschaltetem TalkBack leider gar nicht angetippt werden. Bei ausgeschaltetem TalkBack funktioniert das dagegen. Im Sperrbildschirm wird das Eintreffen eines Skype-Anrufs oder einer Skype-Nachricht durch Töne angekündigt. Ist man jedoch in der Skype-App, wird das Eintreffen von Nachrichten bei iOS und Android nicht durch Töne angezeigt. Bei iOS wird die Nachricht immerhin sofort vorgelesen. Bei Android funktioniert dies nicht bzw. nicht zuverlässig.

Die Braillezeile ließ sich im Gegensatz zu den genannten Schwierigkeiten bei der Registrierung bei Android im Nachrichtenfeld problemlos einsetzen. Ansonsten war die Navigation mit der Braillezeile bei Android sehr schwerfällig. Manchmal blieb die Zeile beim Antippen eines Kontakts oder Menüs hängen. Daher ist die Skype Android-Version mit einer Braillezeile nicht zu empfehlen.

Abb. 3: Bildschirm-Ansichten von Skype während eines laufenden Anrufs. Links die Windows-Desktop-Version, in der Mitte das iPhone und rechts das Moto-E (Android)

Anrufe

Die Qualität der Anrufe ist auf allen getesteten Geräten bzw. Plattformen sehr gut. Der Anruf kann bei der Desktop-Version mit mehreren Tastenkombinationen gesteuert werden. So kann man mit "Alt+Bild auf" und "Alt+Bild ab" annehmen oder auflegen. Diese Optionen lassen sich im Chat-Fenster auch mit der Tab-Taste fokussieren. Außerdem können in den Einstellungen eigene Tastenkombinationen zu Anrufoptionen erstellt werden. Während eines aktiven Anrufs kann man im Chat-Fenster auf ein Menü tippen, in dem ein Teilnehmer zum laufenden Anruf hinzugefügt werden kann.  JAWS liest die Menüeintträge nicht vor, NVDA hingegen schon. Wählt man dort Teilnehmer hinzufügen aus, muss man anschließend nur noch den Kontakt auswählen und auf Zu Anruf hinzufügen klicken. Auf diese Art und Weise kann man dann ein Gruppengespräch führen. Im Gegensatz zu den Mobilgeräten muss der Anruf noch nicht einmal neu gestartet werden.

Bei der iOS-Version kann man mit eingeschaltetem VoiceOver einen eingehenden Anruf mit einem Zwei-Finger-Doppeltipp annehmen. Mit einem Zwei-Finger-Doppeltipp während eines aktiven Anrufs legt man auf. Die Geste funktioniert jedoch nicht im Sperrbildschirm. Während des Anrufs kann man Skype in den Hintergrund schalten, wenn man nebenbei etwas anderes machen möchte. Es stehen eine Reihe weiterer Optionen bereit. So kann der Anruf stummgeschaltet oder in einen Videoanruf verwandelt werden. Zwischen Front- und Rückseitenkamera lässt sich problemlos wechseln. Tippt man auf Teilnehmer hinzufügen, können weitere Skype-Nutzer aus der Kontaktliste hinzugefügt werden. Dabei werden die Kontakte markiert und durch die Fertig-Taste hinzugefügt. Der Anruf muss im Gegensatz zur Desktop-Version dann allerdings neu gestartet werden.

Bei Android ist ein großer Nachteil, dass man Skype-Anrufe bei eingeschaltetem Talkback nicht mit einer Geste oder mit einem Knopfdruck annehmen oder auflegen kann. Stattdessen muss man beim Klingeln des Smartphones mit Wischgesten bis zum Punkt "Annehmen" navigieren. Wie bei der iOS-Version kann man in den Videoanruf schalten. Im Gegensatz zu iOS wird bei Android im Videoanruf-Modus die Navigation sehr schwerfällig. Teilnehmer können nicht zu einem laufenden Anruf hinzugefügt werden. Für einen Gruppenanruf muss man die Teilnehmer also im Vorfeld festlegen. Unter Weitere Optionen und dann Teilnehmer Hinzufügen können gewünschte Teilnehmer markiert und anschließend der Anruf gestartet werden.

Einstellungen

Bei der Desktop-Version kann mit der Tastenkombination "STRG+," direkt in die Skype-Einstellungen gesprungen werden. Die Einstellungen sind in mehrere gut tastaturzugängliche Registerkarten aufgeteilt.

 Sehr hilfreich für die effiziente Nutzung mit dem Screenreader ist es, dass Nutzer unter der Registerkarte Tastenkombinationen eigene Tastenkurzbefehle erstellen können. Es stehen auch eine ganze Reihe Klänge bereit, die sich ebenfalls umfangreich anpassen lassen. Dabei wählt man zunächst aus einer Liste die Option aus, für die man eine Kombination erstellen möchte.  Ein Beispiel wäre etwa  "Alt+N" für "Annehmen".

Unter "Barrierefreiheit" kann die erleichterte Bedienung aktiviert werden. Schade ist, dass man in Skype selber nicht genau erfährt, was diese Option bewirkt. Erst wenn man im JAWS-Handbuch nachschaut, erfährt man zum Beispiel, dass über die Option Erleichterte Bedienung die Screenreader-eigenen Tastenkombinationen unterstützt werden.

Unter Mein Profil (iPhone) und dem Pendant Hauptmenü (Android) gelangt man zu den größtenteils barrierefreien Einstellungen für die Mobil-Versionen. Außerdem sind dort eine Reihe weiterer Optionen verfügbar. So kann ein Profilbild hinzugefügt, der Online-Status geändert oder eine persönliche Nachricht (eine Art Statusmeldung) geschrieben werden. Der Punkt Persönliche Nachricht ließ sich bei der Android-Version mit der Braillezeile allerdings nicht anwählen. Bei der Profilvervollständigung ist die Geschlechts- und Geburtstagsauswahl mittels Kontrollkästchen und Rotor bei iOS zugänglich, nicht jedoch bei der Android-Version, da hier mit zwei Fingern gescrollt werden muss. Das richtige Datum zu treffen ist hier eher ein Glücksspiel.

In den App-Einstellungen lassen sich bei beiden Versionen die Push-Benachrichtigungen anpassen. Die Optionen "In-App Benachrichtigungen" und "In-App-Sound" können Screenreader-Nutzer nur in der iOS-Version ein- und ausschalten. Klänge zu Benachrichtigungen und Anrufen lassen sich dagegen nur bei der Windows-Desktop- und der Android-Version anpassen.

Generell ärgerlich ist, dass ein Skype-Konto nicht einfach gelöscht werden kann. Um dies zu bewerkstelligen, muss man sich an den Kundensupport von Microsoft wenden. Das ist umständlich und unnötig.