Vergrößerungssoftware SuperNova und ZoomText für Windows 8 mit Touch

13. Januar 2015

Bildschirm mit Enstellungsmenüs von Supernova in Vergrößerung.

Bei ZoomText und SuperNova handelt es sich um die am weitesten verbreiteten PC-basierten Vergrößerungsprogramme für sehbehinderte Menschen. Seit den neuesten Updates ist nun auch die Nutzung mittels Touch-Eingabe möglich. Diese interessante Neuerung haben wir uns angeschaut.

Sicherlich wird diese Form der Nutzung im Arbeitskontext nicht so verbreitet sein, aber es gibt Situationen unterwegs (schnelles Nachschlagen, kurze Eingaben), wo die Nutzung auch ohne Tastatur oder Maus Sinn macht.

INCOBS hat sich deshalb die Touch-Versionen angesehen und mit erfahrenen ZoomText- und SuperNova-Nutzern geprüft, inwieweit sich diese Anwendungen tatsächlich nur mit Touch-Eingabe nutzen lassen.

Was haben wir getestet?

Getestet haben wir die aktuellsten Versionen der beiden Softwareprogramme SuperNova und ZoomText, beide jeweils in der Variante mit Sprachausgabe. Genutzt haben wir ein ThinkPad Helix mit Windows 8.1 ohne Tastatur. Das Gerät hat eine Bildschirmgröße von 11.6 Zoll. Zusätzlich gab es je einen Vergleichstest mit angeschlossener Tastatur, um Faktoren zu erfassen, die mit dem erheblichen Unterschied der Bildschirmgröße und eventuell abweichenden Tastaturlayouts (Volltastatur mit Nummernblock vs. reduzierte Thinkpad-Tastatur) zusammenhängen.

Die getestete Software:

  • SuperNova - Reader Magnifier 14.02.
  • ZoomText – Version: 10.10.6.80 (46)

Wie haben wir getestet?

Wir haben einen Probandentest mit je zwei erfahrenen SuperNova- bzw. ZoomText-Anwendern durchgeführt, um so grundsätzliche Probleme bei der Bedienung mittels Touch zu erkennen. Dafür stellten wir den Nutzer/-innen verschiedene arbeitsrelevante Aufgaben.

Diese waren im Einzelnen:

  • Systemstart und Anmeldung
  • Mail-App aufrufen und auf eine E-Mail antworten
  • Bahnverbindung raussuchen
  • Kalendereintrag vornehmen
  • Textbearbeitung in MS Word

Beim Lösen dieser Aufgaben zeigten sich dann recht schnell Probleme, beispielsweise beim Wechsel des Zoomfaktors, dem Verschieben des Ausschnitts oder bei der Nutzung der virtuellen Tastatur. In einem anschließenden Expertentest prüften und analysierten wir diese Ergebnisse und die Probleme, die sich im Test gezeigt hatten.

Trotz der geringen Anzahl der Probanden ergaben sich aus den Tests deutliche Hinweise auf Probleme bei der Nutzung der Anwendungen mit Touch-Eingabe, besonders wenn diese Probleme in beiden Tests auftraten. Die Vergleichstests mit Tastatur und Maus bestätigten zusätzlich, welche Probleme bei den Anwendungen durch die Touch-Nutzung bedingt sind.

Zusätzlich wurden die beiden Programme im Expertentest genauer untersucht, auch um die Gründe für die in den Probandentests beobachteten Nutzungsprobleme genauer zu erfassen.

Ergebnisse im Vergleich

Grundsätzliches zu Funktion und Aufbau

Sowohl SuperNova als auch ZoomText unterstützen die Nutzung von Anwendungen in starker Vergrößerung. Nach dem Hineinzoomen ist nur noch ein kleiner Ausschnitt der stark vergrößerten Bildschirminhalte sichtbar. In der Desktopnutzung folgt dieser Ausschnitt entweder dem Mauszeiger oder der Position des Tastaturfokus. In der Touch-Version lässt sich der Ausschnitt per Touch–Eingabe verschieben, wobei hier beide Anwendungen sehr unterschiedliche Wege beschreiten.

Beide Programme erlauben eine Vielzahl von Einstellungen, die die Orientierung und Fokusverfolgung verbessern, beispielsweise durch verschiedene Kontrastansichten, Arten der Hervorhebung des Fokus sowie des Mauszeigers oder der Einfügemarke. Es ist möglich, den Zoomfaktor bedarfsabhängig zu verändern. Auch eine Sprachausgabe kann, je nach Version der Software, unterstützend zugeschaltet werden.

Gestische Bedienung

SuperNova

Screenshot von vergrößerter Ansicht mit Supernova und der Touch-Leiste.

Abb. 1: SuperNova - Modern Interface (Kacheloberfläche), vergrößert dargestellt mit Touch-Leiste am unteren Bildschirmrand.

SuperNova verfügt über eine Leiste mit Bedienelementen für wichtige Funktionen wie Kontrastansicht, Hineinzoomen / Herauszoomen, Sprachausgabe anschalten, Tastatur einblenden usw. (vergleiche Abb.1). Diese SuperNova-Leiste wurde  den Nutzern am Anfang des Tests erklärt, da sie speziell für die Bedienung mittels Touch gedacht ist und in der älteren Desktopvariante der Software nicht vorkommt. Sie wurde von Nutzer/-innen als sehr praktisch empfunden. Auch die Spreizgeste, die bei SuperNova zur stufenlosen Vergrößerung genutzt wird und zumeist bereits von diversen Apple-Produkten her bekannt war, wurde als sehr intuitiv und praktisch beschrieben.

Es gibt allerdings das Problem einer mangelnden Abgrenzung zwischen SuperNova-Gesten und Windows-Touch-Gesten. So etwa, wenn zwischen dem Ziehen des Ausschnittes und der Windows-Ziehgeste zum Seitwärts-Scrollen (Aktivieren des Bildlaufs) unterschieden werden muss. Bei der Nutzung des Modern Interface (Kacheloberfläche) zeigte sich das an einem deutlichen Ruckeln bzw. Zittern der Screen-Inhalte.

Auf der Desktop-Oberfläche von Windows 8 wird die SuperNova-Geste zum Verschieben des sichtbaren Ausschnitts teilweise als Auswahl von Desktop-Icons interpretiert, zum Beispiel, wenn der äußere Rand erreicht worden ist. Das Windows Charms-Menü kann dagegen nur über die Wischgeste von rechten Rand her eingeblendet werden, wenn der sichtbare Bereich zuvor bis ganz an den rechten Rand verschoben wurde.

Ein Problem bei der Gestensteuerung war die fehlende Konsistenz der Gesten im Wechsel von Desktop-Oberfläche zur Kacheloberfläche. So reicht auf der Kacheloberfläche ein einfaches Tippen zum Öffnen von Apps, auf dem Desktop ist das einfache Tippen nur eine Auswahl, Aktivieren benötigt den Doppeltipp.

Außerdem gibt es bei der gestischen Steuerung keine klare Trennung zwischen dem Ziehen (mit einem Finger), um den Ausschnitt zu verändern, und dem Ziehen, um beispielsweise die Seite im Webbrowser zu scrollen. Diese beiden Steuerungen sind schlecht zu trennen und zu kontrollieren.

Bereits das Anpassen der Software über das Einstellungsmenü von SuperNova führte zu Problemen, so war es bei höherer Vergrößerung teilweise etwas schwierig, eine genaue Auswahl zu treffen, da sich die Touch-Bereiche überlappten. Zudem waren besonders die Reiter mit horizontalen Ausklappmenüs (Beispiel „Sprache“) nicht unmittelbar verständlich. Vermisst wurden zudem die Einstellungsmöglichkeiten für Helligkeit und Kontrast sowie zur Verkürzung der Ausgabeverzögerung der Sprachausgabe.

ZoomText

Screenshot von vergrößerter Ansicht mit Zoomtext und der Modus-Taste.

Abb. 2: ZoomText - Modern Interface (Kacheloberfläche) mit Modus-Taste am linken Bildschirmrand.

Bei ZoomText muss mittels einer immer im Vordergrund befindlichen Modus-Taste mit konstanter Größe und Position, die sich am Rand beliebig positionieren lässt, zwischen dem ZoomText-Modus und dem Windows-Modus gewechselt werden (vergleiche Abb. 2). Befindet man sich im ZoomText-Modus, so kann der Ausschnitt verschoben werden.

Im Windows-Modus funktionieren die gängigen Windows-Gesten. Nur in diesem Modus können Apps geöffnet werden. Der jeweils inaktive Modus kann entweder durch ein temporäres Halten der Modus-Taste aktiviert werden oder mit Doppeltipp dauerhaft umgestellt werden. In diesem Fall muss aber für jede Aktion wieder der gerade aktivierte Modus abgewählt und der jeweils andere mit Doppeltippen aktiviert werden. Eine teilweise recht mühsame Strategie. Einige Nutzer bemängelten auch, dass die Modus-Taste teilweise im Weg ist und darunterliegende Icons überdeckt.

Die Nutzung getrennter Modi hat den Vorteil, dass mit den ganz normalen Windows-Gesten gearbeitet werden kann und es nicht zu den bei SuperNova häufiger auftretenden Fehlbedienungen beim Ziehen des Ausschnittes oder Ändern des Zoomfaktors kommt.

Der Wechsel zwischen den beiden Modi dauerte auf unserem Testgerät mit Intel i5-Prozessor mit über 0,5 Sekunden zudem relativ lang. Wird eine Aktion schnell ausgeführt, bevor die Modus-Änderung greift, kann dies zu Fehlbedienungen führen.

Veränderungen des Zoomfaktors

Ein häufig beobachtetes Nutzungsszenario in den Probandentests war das Hinauszoomen, um sich einen Überblick über den Bildschirminhalt zu verschaffen. NutzerInnen orientierten sich dann in der Vollansicht an Elementen, die ihnen durch Farbe, Form oder Position bekannt waren, um dann gezielt erneut hineinzuzoomen. Für dieses Nutzungsszenario ist es wichtig, relativ schnell und unkompliziert den Zoomfaktor verändern zu können.

Es ist bei beiden Programmen möglich, mittels einer Geste den Zoom ganz herauszunehmen. Der Bildschirminhalt ist dann zwar komplett sichtbar, allerdings ist es in diesem Modus nicht möglich zu interagieren. Auf Touchgesten erfolgt in diesem Modus keine Reaktion.

SuperNova

Bei SuperNova ändert man den Zoomfaktor mithilfe einer Spreizgeste, die vielen Nutzern auch schon von Apple-Produkten bekannt war. Diese Geste ist recht intuitiv und unkompliziert und kam bei allen Nutzer/-innen sehr gut an. Der Wechsel zwischen Vollansicht und vergrößerter Ansicht ist also recht einfach.

ZoomText

Schwieriger ist da schon die Geste bei ZoomText. Hier muss die Modus-Taste mit einem Finger gehalten werden, dann kann der Zoomfaktor mittels einer Drei-Finger-Ziehgeste geändert werden - eine Geste, die Nutzer der Zoomvergrößerung auf Apples iPads oder iPhones bereits kennen. Kombiniert mit der Modus-Taste ist diese Geste recht komplex - es sind vier Finger und zwei Hände gleichzeitig nötig. Das Ändern des Zoomfaktors ist bei ZoomText also deutlich schwieriger als bei SuperNova.

Verwirrend ist der Modus-Wechsel auch bei der Nutzung des Browsers, z.B. bei dem Wechsel zwischen der Zwei-Finger-Geste zum Verschieben des Ausschnitts im ZoomText-Modus und der Ein-Finger-Geste zum Scrollen der Seite.

Fokusverfolgung

SuperNova

Insgesamt könnte die Fokusverfolgung besser sein. Oft wird der Fokus gar nicht versetzt. In anderen Fällen wird er versetzt, aber zu Elementen, die sich außerhalb des sichtbaren Bildschirmbereichs befinden. Ein Problem war Nutzern bereits aus der Desktop-Version bekannt: Ein Doppeltippen auf den Mail-Text führte zu einem Fokussprung in die linke obere Ecke des Bildschirms und nicht auf die Region, in die getippt wurde.

Die Fokusverfolgung wirkte häufiger unausgereift bzw. hatte Schwierigkeiten, mit dynamischen Elementen von Apps zurechtzukommen. So springt im Browser das über Touch fokussierte Adresseingabefeld für die URL-Eingabe bei Einblendung der Tastatur zuerst kurz hinter die Tastatur, dann gleich darauf in den sichtbaren Bereich oberhalb der Tastatur.

Oft werden dynamische Elemente nicht von der Fokusverfolgung erfasst, so zum Beispiel im Kalender. Dort öffnete sich das Ausklappmenü zur Monatsauswahl außerhalb des sichtbaren Bereichs und es erfolgte auch keine Fokusversetzung auf den aktuellen Monat.

ZoomText

Die Fokusverfolgung funktioniert insgesamt gut. Bei dynamischen Inhalten wie den Ausklappmenüs der ZoomText-Einstellungen kam es in den Tests zum Teil zu seltsamen Sprüngen bzw. Hin-und-her-Sprüngen des Fokus bzw. des vergrößerten Ausschnitts. Manchmal sprang der Fokus gar nicht, dann wieder erst zum Ausklappbereich und danach unmittelbar zum Hauptmenüpunkt (Icon) zurück, so dass die ausgeklappte Auswahl selbst nicht mehr sichtbar war und durch Halten und Schieben erst in den sichtbaren Ausschnitt geschoben werden musste.

Das größte praktische Problem entsteht bei der Fokusverfolgung bei der Eingabe von Text über die virtuelle Tastatur (siehe unten).

Virtuelle Tastatur

Auch bei der Umsetzung der virtuellen Tastatur gehen SuperNova und ZoomText sehr unterschiedliche Wege. Während ZoomText die virtuelle Tastatur von Windows nutzt und diese je nach Zoomfaktor mitvergrößert, verwendet SuperNova eine eigene virtuelle Tastatur, welche die von Windows ersetzt.

Aber auch wenn nicht alle Buchstaben erkannt werden, hilft häufig die Bekanntheit des Tastatur-Layouts, den richtigen Buchstaben zu treffen.

SuperNova

Screenshot von vergrößerter Ansicht mit virtueller Supernova-Tastatur.

Abb. 3: SuperNova - Formularfeld-Eintrag im Kalender mit der virtuellen SuperNova-Tastatur. Die Tastatur ist komplett zu sehen und bietet einen guten Kontrast.

Die SuperNova-Tastatur füllt den unteren Bereich des Bildschirms aus, wobei stets alle Tasten sichtbar sind. Im Gegensatz zur Windows-Tastatur verfügt sie über recht große Buchstaben (ca. 20/30 pt) und einen hohen Kontrast (Weiß auf Schwarz). Sie unterscheidet nicht zwischen Klein- und Großbuchstaben, es werden immer Großbuchstaben angezeigt. Das vereinfacht einerseits das Erkennen, führt aber manchmal bei der Eingabe zu Unsicherheiten, ob eine Umstellung auf Großbuchstaben erfolgt ist oder nicht.

Bei SuperNova ist die Eingabe im Vergleich zu ZoomText erst einmal leichter, da die Tastatur statisch in der unteren Hälfte des Bildschirms stehen bleibt – vorausgesetzt, die Größe der Tasten und Buchstaben ist für den jeweiligen Nutzer ausreichend.

Vor allem beim Schreiben längerer Textabschnitte ist es kaum möglich, Tastatur und Textfokus gleichzeitig im Auge zu behalten. Die Nutzer/-innen mussten also blind schreiben und später das Geschriebene nachkontrollieren. Dies ist sicher nur eine Lösung für kurze Texte. Außerdem zeigte sich bei SuperNova das Problem, dass Eingabefenster bzw. Formularfelder häufiger hinter der Tastatur verschwinden und offensichtlich keine Fokusverfolgung existiert, wenn der Fokus im Eingabefenster landet. So mussten Nutzer/-innen teilweise, um zu prüfen, ob die Eingaben stimmen (beispielsweise bei der Passworteingabe), die Tastatur ausblenden, um das Eingabefeld sehen zu können.

Gelegentlich wurde die SuperNova-Tastatur nicht automatisch eingeblendet, zum Beispiel beim Benennen eines neuen Ordners. Sie musste dann über die entsprechende Taste in der SuperNova-Leiste aktiviert werden.
In anderen Fällen verträgt sich die SuperNova-Tastatur nicht gut mit App-Inhalten. So war es bei der Nutzung der Kachel-Version des Internet Explorer schwer, die Adresszeile überhaupt in den sichtbaren Bereich über der Tastatur zu verschieben. In einem Fall ging dies nur, indem der Nutzer sich den Seiteninhalt vorlesen ließ, dann scrollte die Seite auch weiter zu den vorher nicht sichtbaren Inhalten.

ZoomText

Screenshot von vergrößerter Ansicht mit Zoomtext und sichtbarem Ausschnitt der Windowstastatur.

Abb. 4: Zoomtext - Formularfeld-Eintrag im Kalender mit ZoomText. Die Windows-Tastatur wurde mitvergrößert, zum Schreiben muss daher der Ausschnitt jedesmal neu verschoben werden.

Bei eingestellter Vergrößerung wird auch die Windows-eigene Tastatur entsprechend mitvergrößert, ist also meist nur ausschnittsweise zu sehen. Der Ausschnitt muss deshalb oft verschoben werden, um zu den gewünschten Buchstaben zu gelangen. Dieses Verschieben erfolgt im ZoomText-Modus, zum Schreiben ist dann aber der Windows-Modus erforderlich. Das ist ziemlich umständlich.

Ungünstig ist auch, dass jedes Mal nach der Eingabe eines Buchstabens der Fokus zum Eingabefeld springt. Es ist deshalb kaum möglich, mehrere Buchstaben hintereinander zu schreiben, selbst wenn diese im gewählten Ausschnitt sichtbar sind, weil jedes Mal das Eingabefeld fokussiert und der Ausschnitt dann im ZoomText-Modus zurückgeschoben werden muss.

Wenn Nutzer die Tastatur verkleinern, um ein Verschieben zu vermeiden, wurde der Text im Eingabefeld zu klein, um das Geschriebene zu kontrollieren. Dies führte vermehrt zu Fehleingaben.
Durch den trägen Modus-Wechsel zwischen Ausschnitt verändern und Schreiben kam es außerdem häufig zu nervenaufreibenden Tastaturfehleingaben. Durch die verzögerte Reaktion wurde oft ein falscher Buchstabe getippt und musste dann wieder gelöscht werden.

Über sehr kurze Texteingaben hinaus ist die Nutzung der virtuellen Tastatur mit ZoomText-Vergrößerung unzumutbar bzw. nicht wirklich praktisch nutzbar.

Sprachausgabe/Vorlesefunktion

SuperNova

Screenshot von vergrößerter Ansicht mit Supernova und aktivierter Vorlesefunktion.

Abb. 5: SuperNova - Die Vorlesefunktion wurde gestartet im Browser. Der aktuelle Fokus ist sowohl im Text als auch in der zusätzlichen Zeile am oberen Bildschirmrand hervorgehoben.

SuperNova besitzt eine zuschaltbare Sprachausgabe, diese ist aber nicht mit anderen Sprachausgaben wie JAWS oder NVDA zu vergleichen. Sie kann wirklich nur unterstützend genutzt werden.

Viele Texte werden nicht gelesen und auch die Handhabung (Textabschnitt berühren, dann halten und nach ca. 3 bis 4 Sekunden wird der Text vorgelesen) ist etwas mühselig.

Die Sprachausgabe funktioniert bei Eingabefeldern nicht wie bei den eingebauten Screenreadern mobiler Geräte (VoiceOver bei iOS, TalkBack bei Android oder Narrator bei Windows) über Berührungserkundung, sondern nur durch längeres Berühren des fraglichen Textes. Um sich das unter dem Finger Befindliche vorlesen zu lassen, muss der Finger für ca. 0,5 bis 1 Sekunde auf dem Text/Button etc. bleiben, dann folgt die Sprachausgabe und der Finger kann wegbewegt werden, ohne das Element auszulösen. Die Sprachausgabe von SuperNova springt nicht auf Icons an, sondern nur bei direkter Fokussierung des zugehörigen Labels. Das ist etwas verwirrend.

Die Vorlesefunktion, auslösbar über das Play-Symbol auf der SuperNova-Touch-Leiste, ermöglicht nur ein lineares Vorlesen und nicht das Lesen einzelner Elemente. Es ist nicht möglich, das Vorlesen genauer zu steuern (etwa wortweise oder absatzweise) oder zu pausieren.

Wenn die Vorlesefunktion gestartet ist, läuft der Text zusätzlich in vergrößerter Variante in einer Zeile am oberen Bildschirmrand mit, wahlweise kann eine farbliche Hervorhebung der gelesenen Zeile und des Fokus vorgenommen werden. Die Tastatur ist nicht mit der Sprachausgabe zugänglich. Wem die Schriftgröße der Tastatur nicht ausreicht, kann also nicht auf die Unterstützung durch die Sprachausgabe zurückgreifen (wie bei VoiceOver, TalkBack oder dem Windows-eigenen Screenreader Narrator).

ZoomText

Screenshot von vergrößerter Ansicht mit Zoomtext und aktivem Appreader.

Abb. 6: ZoomText - Der AppReader wurde gestartet. Der aktuelle Lese-Fokus wird durch einen roten Rahmen markiert.

ZoomText verfügt über einen sogenannten AppReader, der zum Vorlesen-Lassen von Textpassagen dient. Nutzer/-innen aktivieren das Vorlesen durch Doppeltippen auf eine Textstelle oder ein Element. Der AppReader bietet mehr Möglichkeiten als die Vorlesefunktion von SuperNova, denn hier kann auch wort- oder satzweise gesprungen und zwischendurch gestoppt werden. Allerdings kam es im Test öfter zu einem unbeabsichtigten Start des AppReaders. Die Reader-Funktion kam im Test sehr gut bei den Nutzern an. Die Hervorhebung des aktuellen Fokus beim Lesen kann in den Einstellungen noch angepasst werden.

Ist der Reader eingeschaltet, werden Reiter und Links beim Aktivieren vorgelesen. Abhängig von der jeweils vergrößerten Anwendung lassen sich teilweise auch Elemente vorlesen, wenn man mit einem Finger darüberstreicht (im Windows-Modus). Ist die Readerfunktion aktiviert, werden auch die Modus-Wechsel mit angesagt, dies lässt sich aber in den Einstellungen abstellen. Auch ein Tastaturecho (buchstaben- oder wortweise) lässt sich in den Einstellungen aktivieren.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Touch-Bedienung weder bei ZoomText noch bei SuperNova ausgereift genug ist, um diese Anwendungen „stressfrei“ auf Tablets ohne Tastatur und Maus zu nutzen. Sie ist allenfalls für kurze Anwendungsszenarien unterwegs (Login, Sucheingaben) geeignet.

Ist man auf die Touch-Eingabe einmal angewiesen, überzeugt bei SuperNova die virtuelle Tastatur, deren große Tasten sich sehr viel leichter als die der Windows-eigenen Tastatur erkennen lassen. Für die eher passive Nutzung (Lesen) lassen sich unterstützende Funktionen, wie das Vorlesen mit visueller Fokus-Hervorhebung, auch ohne Peripherie gut nutzen. Wer aber unterwegs mit ZoomText oder SuperNova-Vergrößerung Texte verfassen oder editieren will, sollte besser eine Tastatur und ggf. eine Maus mitnehmen.