Örtlich gebundene Systeme

Ortsgebundene Navigationssysteme sollen die Navigation in Gebäuden oder bestimmten öffentlichen Räumen für blinde Menschen optimieren.

Indoor-Navigationssysteme bestehen aus portablen Sendern, die je nach Örtlichkeit und Zweck programmiert werden können. So kann ein Sender auf einen Messestand, eine Cafeteria oder ein WC hinweisen, sobald der Träger eines Empfängers sich nähert. Diese Lösungen stützen sich nicht auf Satelliten, sondern auf speziell konfigurierte Sender, die mit tragbaren Empfängern oder Apps in Verbindung stehen.

Örtlich begrenzte Outdoor-Navigationssysteme dienen der Orientierung an wichtigen öffentlichen Plätzen. Sie befinden sich jedoch zumeist noch im Forschungsstadium.

Tag It Guide

Ein System, das sich für vielerlei ortsgebundene Einsatzgebiete eignet, ist der Tag It Guide der Firma Dräger & Lienert. Das System verwendet RFID-Chips (kleine Sender), die von portablen Empfangsgeräten ausgelesen werden. Die Chips können mit beliebigen Informationen gespeist werden, die vom Empfänger wiedergegeben werden. Diese Lösung kann in kleinstem Rahmen Anwendung finden, beispielsweise auf einer taktilen Landkarte, aber auch in größerem Rahmen, etwa auf Messen oder Festivals.

M4Guide

Das Reiseinformations- und Navigationssystem M4Guide wird unter Leitung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Berlin gemeinsam mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, dem Landkreis Soest und fünf weiteren Partnern aus Forschung, IT- und Verkehrsunternehmen entwickelt.

Ziel des Projekts ist die Entwicklung und praktische Erprobung eines durchgängigen Reise-, Informations- und Zielführungssystems mit Hilfe eines handelsüblichen Smartphones. Pilotgebiete sind Berlin Mitte, Stadt- und Landkreis Soest.

Der M4Guide soll blinde Menschen mit den umfassenden Informationen versorgen, die sie brauchen, um sich eigenständig in der Stadt oder einem öffentlichen Gebäude, etwa einer Behörde, zurechtzufinden. Das System stützt sich sowohl auf Satellitendaten als auch auf sogenannte E-Beacons - Sender, die die Ortung des Nutzers in Gebäuden ermöglichen. So soll eine möglichst genaue Routenführung von Tür zu Tür, unter Einbeziehung von Echzeit-Informationen, etwa der Nummer eines vorgefahrenen Busses, erreicht werden. Hierzu wurden die Straßen innerhalb der Pilotgebiete eigens neu vermessen.

Der große Vorteil dieser Lösung ist eine präzise Routenführung und hohe Informationsdichte durch eigens erhobene Vermessungsdaten und Verknüpfung mit E-Beacons. Der Nachteil ist allerdings, dass das System nur in Gebieten nutzbar ist, die zeit- und kostenaufwändig erfasst und ausgestattet wurden.

Der M4Guide geht Ende 2015 live.

Mobility Frankfurt

Im Rahmen des Projektes Mobility Frankfurt erforschte die TU Dresden die Möglichkeit, mittels WLAN-Fingerprinting, einer auf WLAN-Signalen basierenden Kreuzpeilung, ein präzises Navigationssystem für blinde Menschen zu schaffen. Das System wurde 2013 am Flughafen Frankfurt mit blinden Versuchspersonen getestet und implementiert. Es ist jedoch nie zu einem Roll-out für die Öffentlichkeit gekommen. Der Aufwand für die Pflege des Systems erwies sich als zu hoch.

3D Soundscape

Unter dem Titel 3D Soundscape erprobt Microsoft in Zusammenarbeit mit der britischen Wohltätigkeitsorganisation Guide Dog einen Lösungsansatz in Reading England. Auch dieses System stützt sich neben Satellitendaten auf eigens installierte Sender, wobei Microsoft auf Bluetooth setzt, um mit der Smartphone-App des Nutzers zu kommunizieren. Diesem werden über einen Knochenleit-Kopfhörer neben Informationen über die Umgebung auch Signale eingespielt, die anzeigen, ob der Nutzer links oder rechts vom Weg abkommt.

Laut Microsoft befindet sich das System in der Erprobung. Ein Zeitrahmen für eine Alpha-Version wird nicht angegeben. Auch hier ist ein hoher Planungs- und Kostenaufwand zu erwarten.