Inklusive Produktivitäts-Systeme

Inklusive Produktivitäts-Systeme bilden eine Schnittstelle zwischen Nutzern und bestehenden Systemen. Sie können die Produktivität insbesondere sehbehinderter und blinder Computernutzer unter Windows erheblich steigern.

Stand: Aktualisiert am 2 März 2016.

Was ist das?

Viele Systeme unter Windows sind von blinden und sehbehinderten Nutzern schlechter bedienbar als von sehenden Nutzern. Das liegt zum Teil an Mängeln der Barrierefreiheit, aber auch an Workflows, die für die Mausnutzung optimiert wurden und bei Tastaturnutzung nicht mit der selben Effizienz durchgeführt werden können.

Inklusive Produktivitäts-Systeme bieten eine durch Tastaturbefehl aufgerufene Schnittstelle und erlauben über diese die schnelle und reibungslose interaktion über den Aufruf vordefinierter oder selbstdefinierter Aufgaben. Dies kann nicht nur die effiziente Bedienung für blinde Nutzer erst ermöglichen, sondern auch für sehende Nutzer verbessern.

Beispiele für Aufgaben, die über die Schnittstelle eines Produktivitäts-Systems durchgeführt werden können:

  • die Öffnung eines Serienbriefs mit einer nutzerdefinierten Vorlage
  • das Öffnen des Email-Clients mit der Ansicht 'Neue Email',
  • das schnelle Finden einer Adresse in einer Adressanwendung

Auch komplette Workflows können als Makro gespeichert und mit einem einfachen Befehl aktiviert werden. So werden auch Arbeitsabläufe zugänglich, in denen Einzelschritte nicht barrierefrei sind. Screenreader-Befehle können in solche Makros integriert werden.

Inklusive Produktivitätssysteme wie DL EasyTask arbeiten problemlos mit den verschiedenen eingesetzen Hilfsmitteln wie Screenreadern, Braillezeilen oder Vergrößerungssoftware zusammen.

Marktübersicht

Im deutschen Markt ist die Gruppe der inklusiven Produktivitätssysteme vor allem durch Produkte der Firma Dräger & Lienert vertreten. Im englischsprachigen Raum vertreibt Dräger & Lienert das Produkt ALT über die Firma U-R-able.

DL EasyTask 5.2

DL EasyTask der Firma Dräger & Lienert ist ein inklusives System, das die Produktivität insbesondere sehbehinderter und blinder Computernutzer unter Windows erheblich steigert. Das System vereinfacht und beschleunigt Arbeitsvorgänge, kompensiert behinderungsbedingte Geschwindigkeitsnachteile und verbessert die Wettbewerbsfähigkeit sowie die beruflichen Einstiegschancen. DL EasyTask ist zudem eine Kolaborations- und Administrationsplattform. Die Verwaltung vieler Arbeitsplätze ist von einem Ort aus möglich (single point of administration). Die Kosten für DL EasyTask werden nach § 33 SGB 9 (Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben) von Kostenträgern übernommen.

DL EasyTask läuft mit minimalem Ressourcenverbrauch im Hintergrund und stellt dem Nutzer per Tastendruck hilfreiche Werkzeuge bereit, um Arbeiten einfach, schnell augen-, ohren- und vor allem fingerschonend ausführen zu können. Die Werkzeuge sind die EasyTask-Jobs, die einerseits mitgeliefert und andererseits vom Anwender ohne Programmierkenntnisse selbst erstellt werden. Ziel ist die maximale Unabhängigkeit der Anwender. Die EasyTask-Jobs haben sinnvolle Namen und Abkürzungen und können aus jedem Kontext blitzschnell aufgerufen werden.

DL EasyTask kommt unter anderem bei Behörden, Gerichten, Ministerien, Schulen, Universitäten, Industriebetrieben und Vereinen zum Einsatz. Die Einbindung in SAP-Umgebungen und IBM Lotus Notes bietet spezifische Vorteile.

ALT

ALT ist ebenfalls eine Entwicklung von Dräger & Lienert, die im englischsprachigen Raum durch die Firma U-R-able vertrieben wird. Wie DL EasyTask erlaubt auch ALT die Schaffung nutzerdefinierter semantischer Schnittstellen, die die Bedienung andere Programme erleichtern. Es lassen sich Folgen von Abläufen als Makro unter einem selbstvergebenen Namens definieren und einfach über eine Befehlszeile aufrufen.

DL ETB

DL ETB von Dräger & Lienert (ETB steht für "elektronisches Telefonbuch") ist en inklusives System für Vermittlungsplätze, das in Regierungspräsidien, Stadtverwaltungen, Universitäten, Industriebetrieben, Sparkassen und Gerichten im Einsatz ist. DL ETB bietet eine Schnittstelle zwischen einer nicht in sich bereits zugänglich gestalteten Telefonanlage und den spezifischen Organisationsanforderungen einer Behörde bzw. eines Betriebs. DL ETB kann beliebige Telefonanlagen und Organisationsstrukturen einer Institution flexibel abbilden. Spezielle Screenreader-Anpassungen für blinde Nutzer sind nicht notwendig, weil diese über das voll zugängliche ETB auf das System zugreifen. (Mehr Informationen zum DL ETB auf der D&L Website.)

DL Kontaktmanager

Der DL Kontaktmanager von Dräger & Lienert schafft einen inklusiven und ergonomischen Rahmen für die Zusammenarbeit von sehenden und blinden Menschen. Wird z.B. ein Kontakt aufgerufen, zeigt er an, ob und welche Termine mit dieser Person anstehen, ob es Fristen oder offene Aufgaben gibt oder offene Rechnungen vorliegen. Anrufer werden optional automatisch erkannt. Funktionen können über frei definierte Kurzbefehle aufgerufen werden. Daten können mit anderen Anwendugnen wie Outlook bzw. einem Exchange-Server synchronisiert werden. (Mehr Informationen zum DL Kontaktmanager auf der D&L Website.)

Externe Links

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