Gestaltung von Büroarbeitsplätzen für Menschen mit Sehbehinderungen

Stand: 23. Januar 2015

Menschen mit zunehmender Sehschwäche oder einer beginnenden Sehbehinderung stoßen oft auf Hindernisse am Arbeitsplatz. Das Lesen kleiner Schrift macht Schwierigkeiten. Auch die Nutzung von Computeranwendungen wird schwieriger.

Dies betrifft häufig ältere Arbeitnehmer/-innen, denn mit fortschreitendem Alter kann sich das Auge schlechter auf verschiedene Entfernungen einstellen. Man spricht auch davon, dass die Akkommodationsfähigkeit des Auges abnimmt. Das bei der Büroarbeit so wichtige Sehen im Nahbereich wird dadurch schwieriger.

Wichtig ist vor allem, überhaupt auf die Probleme aufmerksam zu werden, denn durch die oft schleichende Verschlechterung versuchen viele Menschen, die entstehenden Probleme, so lange es irgendwie geht, zu kompensieren. Das stresst die Betroffenen und auch die Qualität der Arbeit leidet darunter. Ist das Problem aber erst einmal erkannt und benannt, gibt es viele Möglichkeiten, den Büroarbeitsplatz so auszustatten, dass die Betroffenen wieder gut arbeiten können (mehr dazu im Abschnitt Sehbehinderung und Büroarbeit).

Wann ist eine Unterstützung notwendig?

Da sich die Verschlechterung der Sehfähigkeit oft schleichend entwickelt, ist es nicht immer einfach, einen Unterstützungsbedarf zu erkennen. Es gibt aber deutliche Hinweise, die Betroffene selbst (oder manchmal auch Menschen aus deren Umfeld) wahrnehmen können:

  • Gesundheitliche Probleme wie Kopfschmerzen, Verspannungen aufgrund von Fehlhaltungen (in den Bildschirm „hineinkriechen“), schnelle Ermüdung, trockene und gereizte Augen
  • Starke Reaktionen bei Blendungen
  • Hoher oder geringerer Lichtbedarf
  • Häufung von Fehlern, langsameres Arbeiten, viele Nachfragen
  • Ungünstige Kompensationen („das lese ich später“, „habe ich wohl überlesen“, „kannst du mal vorlesen, habe meine Brille vergessen“)
  • Mit einer Lupe am Bildschirm lesen, ungünstige Einstellungen (geringe Auflösung) etc.
  • Schwierigkeiten im sozialen Bereich: Das Erkennen von Gesichtern, Wahrnehmung von Körpersprache ist erschwert bzw. fehlerhaft
  • Probleme in der Mobilität: Übersehen von Gegenständen, Stolpern, Anstoßen, Danebengreifen, Hilflosigkeit bei Dämmerung und Dunkelheit.

Bedarfsgerechte Unterstützung

Die optimale Unterstützung eines Mitarbeiters mit Sehbehinderung ergibt sich aus zwei Aspekten:

  • der spezifischen Art der Einschränkung der Sehfähigkeit und
  • den spezifischen Anforderungen am Arbeitsplatz.

Bei der normalen Alterssichtigkeit (Presbyopie) reicht oft schon eine Bildschirmbrille oder eine Gleitsichtbrille, die für den individuellen Leseabstand optimiert ist. Auch kleine Änderungen, wie die Einstellung einer größeren Schrift im Betriebssystem, eine bessere Beleuchtung oder ein größerer Bildschirm, können sich vorteilhaft auswirken.

Wenn die Brille nicht (mehr) reicht, gibt es eine weitergehende Unterstützung durch technische Hilfsmittel. Mit einem geeigneten Bildschirmlesegerät oder auch einer Vergrößerungssoftware können Mitarbeiter/-innen häufig ihre Arbeit weiterhin ausführen. Wichtig ist, dass der Arbeitsplatz und die verwendeten Hilfsmittel individuell auf die Betroffenen und ihre jeweiligen Aufgaben abgestimmt sind. Mehr dazu im Teil Die Wahl eines geeigneten Hilfsmittels.

Arbeitsplatz mit Vergrößerungssoftware

Abb. 1: Die Vergrößerungssoftware zeigt einen Ausschnitt des Bildschirms stark vergrößert. Mausbewegungen oder das Durchtabben mittels Tastatur verschieben den Ausschnitt.

Die Gestaltung des Arbeitsplatzes - was gehört alles dazu, wer redet mit?

Für die Gestaltung von Büroarbeitsplätzen geben das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG), das Sozialgesetzbuch IX (SGB IX) sowie Verordnungen und Richtlinien wie die BITV einen Rahmen vor. Aber auch neue arbeitswissenschaftliche Erkenntnisse fließen mit ein. Immer neue Geräte und Techniken kommen auf den Markt und müssen auf ihre praktische Eignung hin überprüft werden. Gleichzeitig ändern sich aber auch die beruflichen Anforderungen. Arbeitsabläufe werden digitalisiert, gewohnte Anwendungsprogramme werden in neue Umgebungen überführt.

All diese Faktoren sollten bei der Einrichtung und technischen Ausstattung eines Arbeitsplatzes für sehbehinderte Menschen mit einbezogen werden. Das erfordert gut qualifizierte Arbeitsmediziner und Sicherheitsbeauftragte sowie Arbeitgeber und Beschäftigte, die sich bewusst mit der Arbeitsplatzgestaltung im Büro auseinandersetzen.