Smartphones mit Tastatur?
Physische Tastaturen sind bei Smartphones aus der Mode gekommen, aber einige Geräte haben sie noch (oder wieder). Wer auf seinem Smartphone längere Texte schreiben will, hat dann noch die Möglichkeit, eine externe Bluetooth-Tastatur anzuschließen.
Stand: Aktualisiert am 30. Dezember 2016
Smartphones mit physischer Tastatur
Wer auf eine physische Tastatur nicht verzichten mag, für den gibt es bei den aktuellen Mainstream-Smartphones eigentlich nur noch die Blackberry-Geräte Blackberry Priv (unter Android) Blackberry Classic, Blackberry Passport bzw. die älteren Geräte Q10 oder Q5. Der systemseitige Blackberry-Screenreader liegt hier bislang nur in einer Beta-Version vor - in unserem Test des Blackberry Q10 im September 2014 zeigten sich allerdings noch erhebliche Mängel bei der Nutzung mit Screenreader.
Inzwischen hat Blackberry beim aktuellsten Gerät, dem Blackberry Priv, das eine herausschiebbare physische Tastatur besitzt, auf das Betriebssystem Android umgestellt. Das Priv haben wir noch nicht getestet.
Abbildung 9: Drei Alternativen für Menschen, die haptische Tastaturen bevorzugen: Das Blackberry Classic mit QUERZ-Tastatur, Das Kapsys SmartVision mit Nummernblock und Steuertasten und das Doro 820 Claria mit einem gummierten Lochraster auf dem Smartphone-Display, welches das Claria-Interface zeigt.
Es gibt über Online-Händler auch einige ältere Android-Geräte mit Tastatur, die aber unter älteren Versionen von Android laufen, die noch gar keinen bzw. noch keinen ausgereiften Screenreader haben und sich wahrscheinlich auch nicht upgraden lassen, z.B.:
- LG Enact (Android 4.1.2), herausschiebbare Tastatur mit QUERTY, nicht QUERZ-Layout, wird auf dem deutschen Markt nicht angeboten, ist aber online verfügbar
- Motorola Photon Q XT897 (Android 4.0.4) herausschiebbare Tastatur mit QUERTY, nicht QUERZ-Layout, wird auf dem deutschen Markt nicht angeboten, ist aber online gebraucht noch verfügbar
- Motorola Milestone (Upgrade auf Android 2.1 möglich), auch mit QUERTZ-Tastatur, nur noch gebraucht verfügbar.
An aktuellen Geräten, die gezielt blinde und sehbehinderte Nutzer ansprechen, gibt es außerdem:
- Das Kapsys SmartVision, ein Android-basiertes Gerät mit einem Nummernblock und Steuertasten im unteren Viertel.
- Das Doro 820 Claria und das Doro 820 Mini Claria, zwei Android-basierte Smartphones, die mit einer Lochraster-Auflage über dem speziellen Claria Vox Interface eine haptische Tastatur simulieren.
Das Kapsys SmartVision hat im unteren Viertel einen Nummernblock und physische Steuertasten. Claria Vox versieht dagegen einige Standard-Smartphones mit einer Gummihülle mit ausgespartem Lochraster und einer eigenen Software, um ein taktiles Arbeiten zu ermöglichen. Beide Geräte haben eine Sprachausgabe und eine Reihe von Hilfsmittel-Apps. Sie sind in erster Linie für blinde Menschen gedacht, denen die Touch-Bedienung zu kompliziert oder zu umständlich ist.
Beide Geräte haben wir in zwischen getestet:
- Claria Vox - Ein Smartphone mit Lochmasken-Tastatur
- KAPSYS SmartVision – Das Smartphone mit haptischer Tastatur (aktualisiert am 2.2.2016)
Einen Überblick gibt außerdem unser Artikel Claria Vox und KAPSYS SmartVision – zwei Smartphone-Alternativen mit haptischer Tastatur.
Smartphones gekoppelt mit externer Bluetooth-Tastatur
Bei den Smartphone-Betriebssystemen unterstützen iOS, Android und Blackberry den Anschluss einer externen Bluetooth-Tastatur. Bei Windows Phone gibt es diese Unterstützung nun auch, aber erst unter Windows Phone 8.1 Update 2 - und dieses Update läuft zur Zeit nur auf den neuen Modellen Lumia 640 und Lumia 640 XL. Mit Windows 10 Mobile sollte die Unterstützung breiter werden. Wir haben aber bislang nicht die Nutzung von Geräten unter Windows 10 Mobile mit gekoppelter externer Tastatur testen können.
Abbildung 10: iPhone 6 plus mit verbundener Bluetooth-Tastatur, hier auf einem improvisierten Ständer. Manche Schutzhüllen lassen sich so falten, dass sie sich auch als Smartphone-Ständer eignen. VoiceOver ist eingeschaltet, der nun sichtbare Tastaturfokus liegt auf dem Mail-Text. Die abgebildete Tastatur von inLine wiegt 314 Gramm und kostet etwa 20 Euro.
Smartphone mit Bluetooth-Tastatur koppeln
Das Koppeln von Smartphone und Bluetooth-Tastatur geht beim iPhone und getesteten Android-Geräten (Samsung Note 3, Moto E) problemlos auch mit angeschalteter Sprachausgabe. Nutzer und Nutzerinnen müssen allerdings erstmalig auf der Tastatur einen auf dem Smartphone ausgegebenen vierstelligen (Apple), fünfstelligen (Samsung) oder sechsstelligen (Vanilla Android) Zahlencode eingeben. Ist die Verbindung einmal hergestellt, wird sie beim iPhone und bei Samsung (Galaxy Note 3) auch nach Neustart von Handy und An- und Ausschalten der Tastatur wiederhergestellt. Beim Test mit dem Moto E (quasi Vanilla Android) war zum Koppeln wieder das Eingeben eines Zahlencodes nötig.
Die Nutzung der Bluetooth-Tastatur mit Android
In Vielem gleicht die Nutzung der externen Tastatur unter Android dem Verhalten auf dem Desktop. Durchtabben hebt fokussierbare Elemente hervor, die mit ENTER ausgelöst werden. Pfeiltasten verschieben den Text-Cursor. Die Fokushervorhebung ist bei Vanilla Android eher schwach, zwei Pixel breite Umrandung), bei Samsung deutlich besser (sechs Pixel breite Umrandung). Vor allem aber ist sie, anders als bei iOS, auch ohne das Anschalten der Sprachausgabe verfügbar.
Die Nutzung der Bluetooth-Tastatur mit iOS
Bei iOS weicht die Navigation mittels Bluetooth-Tastatur vom üblichen Schema ab. Als erstes fällt auf, das der Tastaturfokus nicht angezeigt wird. Nach dem Anschalten von VoiceOver (das sich über CONTROL-OPTION + S auch stumm stellen lässt) gibt es dann auch eine visuelle Fokushervorhebung. Elemente lassen sich mit CONTROL-OPTION und den horizontalen Pfeiltasten durchwandern und über das gleichzeitige Drücken der vertikalen Pfeiltasten ↑↓ auslösen (so als würde man sie antippen). Die englische Website Phonehacks dokumentiert weitere wichtige Tastaturbefehle fürs iPad mit Bluetooth-Tastatur.
Das Hin- und Herschalten zwischen der Schnellnavigation (Wechsel zwischen fokussierbaren Elementen) und dem Texteingabemodus macht die Nutzung umständlicher als unter Android, wo TAB und ENTER zur Verfügung stehen. Es kam in unseren explorativen Tests auf dem iPhone auch häufiger zu Fehleingaben - so erschienen mitunter seltame Sonderzeichen anstelle der normalen Buchstaben. Hin- und Herschalten zwischen Schnellnavigation und Texteingabe stellte dann den richtigen Zustand wieder her.
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